KapazitätsbremseWunstorf

Bringt eine Generalsanierung mehr Kapazität für die Bahnlinie Minden – Wunstorf? Kaum – und ganz sicher nicht 30 % mehr Kapazität. Grund ist der Bereich zwischen Seelze und Wunstorf mit insgesamt Konfliktbereichen. Hier müssen Züge in beiden Richtungen über eine Gleiskreuzung fahren. Diese Kreuzung wirkt wie eine Straßenkreuzung mit einer Ampel. Diese Gleiskreuzungen können nur durch eine Neubaustrecke entlastet werden.

Knoten Wunstorf – Seelze


Züge je Stunde über die Gleiskreuzung. Erläuterungen zu den angegebenen Zugzahlen unten.

Der schematische Gleisplan von Wunstorf und Seelze zeigt die 5 Konflikte:
1   Reisezüge von Minden nach Hannover kreuzen das Gleis der Güterzüge von Seelze nach Minden.
2    Reisezüge von Hannover nach Bremen kreuzen das Gleis der Güterzüge von Bremen nach Seelze.
3    Reisezüge von Bremen nach Hannover kreuzen die Gleise der Reisezüge von Hannover nach Minden.
4    Güterzüge von Bremen nach Seelze kreuzen das Gleis der Güterzüge von Seelze nach Minden.
5    S-Bahnen von Hannover nach Wunstorf kreuzen die Gleise der übrigen Reisezüge von Minden und Bremen nach Hannover.

Der Bahnhof Wunstorf lässt sich aus städtebaulichen Gründen nicht kreuzungsfrei ausbauen. Insbesondere die Gleiskreuzung 3 kann nicht beseitigt werden, da sie zu nah am Bahnsteig liegt. Die Gleiskreuzungen 1 und 2 lässt sich nicht vermeiden, weil dafür 4 Gleise durch die Ortslage westlich und nördlich des Bahnhofs gebaut werden müssten. Die Gleiskreuzung 4 lässt umbauen, dieser Umbau ist aber nur sinnvoll, wenn die Gleiskreuzung 2 umgebaut werden könnte. Die Gleiskreuzung 5 lässt sich theoretisch durch eine Überwerfung vermeiden.
Die kreuzungsfreie Ausfädelung einer Neubaustrecke, wie die DB sie derzeit plant, ist daher die einzig sinnvolle und wirksame Maßnahme, um die Kapazität nachhaltig zu erhöhen. Durch Verlängerung der heutigen S-Bahn-Gleise über diese Ausfädelung hinaus und durch die Herausnahme aller Reisezüge, die in Wunstorf nicht halten, wird der Knoten Wunstorf / Seelze leistungsfähig.

Freie Strecke und Knoten:
Nur kreuzungsfreie Knoten können hohe Streckenkapazität aufnehmen

Die theoretische Leistung einer freien Strecke wird praktisch gemindert

  • Gleiskreuzungen mit Zügen der Gegenrichtung
  • Züge mit ungleicher Geschwindigkeit
  • Halt der Züge am Bahnsteig.

Gleiskreuzungen sind eine gravierende Einschränkung der Kapazität. Die Leistungsfähigkeit einer Gleiskreuzung liegt unter 50 % der Leistung der freien Strecke, da immer nur ein Zug je Richtung fahren kann und die Räum- und Schaltzeiten zur Freigabe der Gegenrichtung länger sind als der Zeitbedarf der Zugfolge im sogenannten elektronischen Blockabstand.
Bei einer gleichmäßigen Auslastung der sich kreuzenden Strecken wirkt die Erhöhung der Zugzahlen auf der freien Strecke nicht mehr: Die Leistung der Kreuzung ist geringer als 50 % der Leistung der Strecke.
Steigt die Anzahl der Züge, so wird zuerst die Leistungsgrenze der Gleiskreuzungen erreicht. Da ohne Neubaustrecke die Auslastung der Gleiskreuzungen 1 und 3 recht gleichmäßig ist, wirkt auf der Strecke Minden – Wunstorf eine Erhöhung der Zugfolge nur noch sehr geringfügig.

Erläuterung der Zugzahlen:
Angegeben sind Züge je Stunde im Tagesverkehr.
Die Zugzahl 0,5 weist darauf hin, dass bestimmte Züge nur zweistündlich verkehren.
2023: Zugrunde gelegt ist der Fahrplan 2022/2023 für den Personenverkehr, für den Güterverkehr der Zielfahrplan 2030+, 2. Entwurf.
2040: Zugzahlen gemäß Deutschlandtakt zuzüglich Forderungen der Region Hannover und des Zielfahrplans 2040 für NRW, der Ankündigungen des Fernverkehrsunternehmens Qbuzz sowie der Annahme, dass die Fernverkehrsverbindungen Hamm – Hamburg und Hannover – Bremen entsprechend der Nachfrage-Erwartung stündlich bzw. halbstündlich verkehren.