Verkehrliche Bewertung Trassen für Neubaustrecke Bielefeld – Hannover für Länder und Kreise

Diese Bewertung ist ein Überblick über die verkehrliche Wirkung der Trassen für eine Neubaustrecke Bielefeld – Hannover. Details finden Sie in der Darstellung der verkehrlichen Wirkung für einzelnen Trassen.

Land Niedersachsen

Die vorgelegten Varianten für eine Neubaustrecke Hannover – Bielefeld bringen zwar erhebliche Verbesserungen für Niedersachsen, schöpfen aber die Chancen für Niedersachsen nicht annähernd aus. Nachbesserungen in der Planung können den Wert für Niedersachsen deutlich steigern.
Alle Varianten erlauben die deutliche Beschleunigung der Verbindung in den größten deutschen Ballungsraum an Rhein und Ruhr. Die Beschleunigung der Verbindung Osnabrück – Hannover sind nicht ausgeschöpft. Die Verbindung zwischen Hannover und Minden ist bei den Varianten 7 bis 12 suboptimal ausgestaltet. Auch für die Varianten 5 und 6 besteht erheblicher Bedarf der Nachbesserung, um die Einschränkungen durch den Ausbau des Bestandes zu vermindern. Der Raum Bad Nenndorf / Barsinghausen kann direkt an die Landeshauptstadt Hannover angebunden werden. Regionalbahnhöfe in Buchholz / Rinteln und Lauenau sind möglich und können Räume anschließen, in denen es bisher keinen attraktiven öffentlich Verkehr gibt. Ein schneller Regionalexpress kann die Verbindung Hannover – Osnabrück deutlich verbessern.

Land Nordrhein-Westfalen

Für Nordrhein-Westfalen liegt der wesentliche Wert in der Verkürzung der Fahrzeit zwischen dem größten deutschen Ballungsraum an Rhein und Ruhr mit der Bundeshauptstadt Berlin, dem Land Niedersachsen und mit Hamburg und Skandinavien.
Für Ostwestfalen-Lippe geht die Bedeutung weit über eine Fahrzeitverkürzung nach Hannover hinaus.
Alle Varianten ermöglichen die Verkürzung der Fahrzeit Bielefeld – Hamburg um 45 Minuten auf nur 90 Minuten.
Alle Varianten sind Voraussetzung für einen leistungsfähigen Umbau des Bahnhofs Bielefeld sowie einen dichteres Angebot an Regionalexpress- und S-Bahn-Verbindungen durch Ostwestfalen-Lippe.
Die Varianten 2, 3, 5, 8, 9, 11 und 12 ermöglichen eine deutlich bessere Verbindung in den Kreis Lippe mit seinen abseits des Fernverkehrs gelegenen Hochschul-Standorten und Kureinrichtungen.

Region Hannover: Bereich Wunstorf, Bad Nenndorf, Barsinghausen

Für die Region Hannover sind alle Varianten einer Neubaustrecke Hannover – Bielefeld von großem verkehrlichem Vorteil.
Die Verlagerung der Fernverkehrszüge von und nach Bielefeld auf die Neubaustrecke macht Kapazitäten für einen Viertelstundentakt der S-Bahn bis Wunstorf frei. Dies ermöglicht eine Verlängerung nach Steinhude und nach Bad Nenndorf als Direktverbindung. Ein Anschluss der Neubaustrecke an den Bestand westlich von Haste ermöglicht, S-Bahn und Regionalverkehr völlig neu zu strukturieren.
Der Raum Bad Nenndorf / Barsinghausen kann bei allen Varianten einer Neubaustrecke Bielefeld – Hannover eine Verbesserung der verkehrlichen Erschließung bei sehr geringem Aufwand erreichen. Eine Verbindungskurve kann einen Express von Hannover über die Schnellfahrstrecke entweder nach Bad Nenndorf oder nach Barsinghausen führen. Der Fahrzeitvorteil gegenüber heute liegt bei mehr als einer Viertelstunde.

Landkreis Schaumburg

Für den Landkreis Schaumburg bringen die Varianten 7 bis 12 den größten verkehrlichen Vorteil.
Der nördliche Kreis Schaumburg muss bei den Varianten 1 bis 6, die entlang der Bestandsstrecke Hannover – Minden verlaufen, über Jahre hinweg gravierende Beeinträchtigungen des Regionalverkehrs sowie wiederholte längere Vollsperrungen mit Schienenersatzverkehr hinnehmen. Die Möglichkeit, danach einen Express von Bückeburg und Stadthagen direkt nach Hannover um 10 Minuten zu beschleunigen, ist bisher in keinem der Zukunftskonzepte enthalten. Dieser schnelle Express nach Stadthagen und Bückeburg kann auch realisiert werden, wenn die Trassen 7 bis 12 verwirklicht werden, ohne dass der Regionalverkehr massiv leiden muss.
Nach Fertigstellung der Neubaustrecke Hannover – Bielefeld ist es möglich, die S-Bahn auf ein halbstündliches Angebot zu verdichten und mehr Regionalexpress-Züge anzubieten.
Der südliche Landkreis Schaumburg kann bei den Varianten 7 bis 12 von einem Regionalbahnhof Buchholz zwischen Bad Eilsen und Rinteln profitieren. Dieser Regionalbahnhof liegt äußerst verkehrsgünstig in der Kreuzung von leistungsfähigen Straßen und der Autobahn A 2 und bereits vorhandenen Buslinien. Die Fahrzeit mit einem solchen Express würde nach Hannover deutlich weniger als eine halbe Stunde dauern.  Die Varianten 10 bis 12 durch das Auetal würden einen Halt des Regionalexpress auch in Lauenau möglich machen.  Die Reaktivierung der Bahnlinie quer durch den Landkreis nach Stadthagen und Rinteln würde einen neuen Sinn erhalten. Die von den Planern vorgesehene Anbindung von Buchholz nach Minden ist überflüssig: Es gibt bessere und sehr viel weniger belastende Möglichkeiten, zwischen Bad Nenndorf und Stadthagen, die die Fahrzeit nach Minden verkürzen.

Minden, Porta, Kreis Minden-Lübbecke

Für den Kreis Minden–Lübbecke bieten die Varianten 8, 9, 10 und 12 den größten verkehrlichen Vorteil.
Minden muss bei den Varianten 1 bis 6, die entlang der Bestandsstrecke Hannover – Minden verlaufen, über Jahre hinweg in Richtung Hannover gravierende Beeinträchtigungen des Regionalverkehrs sowie wiederholte längere Vollsperrungen mit Schienenersatzverkehr hinnehmen. Der Fernverkehr wird umgeleitet, möglicherweise weiträumig, sodass Minden zeitweise nicht vom Fernverkehr bedient wird.
Die Möglichkeit, danach einen Express von Minden nach Hannover um 10 Minuten zu beschleunigen, ist bisher in keinem der Zukunftskonzepte enthalten.
Die Realisierung der Varianten 1, 4, 6, 7, 11, die durch Herford führen, ist mit erheblichen Einschränkungen des Regionalverkehrs nach Bielefeld verbunden. Um Fahrzeitverlängerungen für den Fernverkehr wegen dieser Bauarbeiten zu kompensieren, wird der Halt Minden zeitweise gestrichen.
Nach Fertigstellung der Neubaustrecke Hannover – Bielefeld ist es möglich, die S-Bahn Richtung Hannover auf ein halbstündliches Angebot zu verdichten, Minden im dichten Takt mit Bielefeld zu verbinden, neue S-Bahn-Halte einzurichten und mehr Regionalexpress-Züge anzubieten.
Die Varianten 1, 4, 6, 7, 11 beinhalten weiter die Gefahr, dass der eigenwirtschaftliche Fernverkehr Minden nicht mehr bedient, weil von Herford aus Hannover über die Schnellfahrstrecke deutlich schneller erreicht werden kann. Erst die Gesamtheit der Fahrgäste aus Herford, Bad Oeynhausen und Minden rechtfertigt die Führung eines Fernzuges durch diese Städte.

Kreis Herford

Für den Kreis Herford haben die Varianten 8, 9, 10 und 12 den größten verkehrlichen Vorteil.
Die Realisierung der Varianten 1, 4, 7, 11, die durch Herford führen, ist mit gravierenden Bauarbeiten im Herforder Norden verbunden und wird erhebliche Einschränkungen des Regionalverkehrs nach Lippe, Bünde und Bielefeld verursachen. Verkehrliche Vorteile erlangt Herford hingegen nicht, da die Schnellfahrstrecke mit dem Bestand nicht verbunden werden werden kann.
Bei den Varianten 1 – 6 kommen Vollsperrungen und während dieser Zeit die Streichung des Fernverkehrs von und nach Herford und Bad Oeynhausen.
Nach Fertigstellung der Neubaustrecke Hannover – Bielefeld ist es möglich, Herford im dichten Takt mit Bielefeld und Minden zu verbinden, neue S-Bahn-Halte einzurichten und mehr Regionalexpress-Züge anzubieten.

Kreis Lippe

Für den Kreis Lippe haben die Varianten 2, 3, 5, 8, 9, 10 und 12 den größten verkehrlichen Vorteil.
Die Varianten 2, 3, 5, 8, 9, 10 und 12 bieten die Möglichkeit, eine Verbindungskurve zu bauen, mit der Züge in 10 Minuten vom Bielefelder Hauptbahnhof direkt nach Bad Salzuflen fahren. Diese Züge können weiter nach Lage und Detmold fahren und die Funktion des Regionalexpress 82 übernehmen. Damit wiederum wird, ohne weitere Investitionen, die Strecke Bielefeld – Lemgo frei für den Halbstundentakt. Gegenüber dem heutigen Konzept wird daher viel mehr Pünktlichkeit erreicht.
Der Kreis Lippe hätte auch darunter zu leiden, wenn bei Realisierung der Variante 1 – 6 in Bielefeld und Herford keine Fernzüge halten, weil die Strecke gesperrt werden muss und statt der durchgehenden Regionalexpress-Züge abschnittsweise Busse fahren müssen.

Bielefeld, Kreis Gütersloh

Für Bielefeld und den Kreis Gütersloh bieten die Varianten 8, 9, 10 und 12 die größten verkehrlichen Vorteile.
Die Varianten 1, 4, 7, 11 führen zu Schließung des Bahnhofs Brake ohne Ersatz.

Bielefeld und der Kreis Gütersloh müssen bei den Varianten 1 bis 6, die entlang der Bestandsstrecke Hannover – Minden verlaufen, über Jahre hinweg immer wieder hinnehmen, dass Fernverkehrszüge weiträumig umgeleitet werden. Während noch viel längerer Zeiträume wird es dann auch keine direkten Regionalzüge bis Hannover geben, abschnittsweise müssen Busse genutzt werden. Die Realisierung der

Osnabrück, Rheine, Grafschaft Bentheim, südliches Emsland

Alle Varianten ermöglichen, die Fahrzeit Hannover – Osnabrück um 20 Minuten auf 45 Minuten zu kürzen.
Die dafür nötige Verbindung zwischen Bestand und Neubaustrecke ist machbar.
Die Verbindung würde von der Neubaustrecke her zunächst durch einen Tunnel und dann über die Werre führen, um in die Bestandsstrecke Herford – Kirchlengern zu münden.
Ergänzend ist ein Regionalexpress denkbar, der von Hannover bis Stadthagen oder bis zu einem Regionalbahnhof Buchholz / Rinteln führt und in Bünde und Melle hält und Osnabrück so um rund eine halbe Stunde schneller erreicht als die heutige Verbindung ist. Diese Zeitvorteile wirken sich ins weitere westliche Niedersachsen und bis in die Niederlande aus.