Die Querung der Weser durch eine Schnellfahrstrecke Hannover – Bielefeld bei Vlotho ist zwar ein erheblicher Eingriff in die Landschaft, aber keine Störung einer Idylle. Die Tallandschaft ist durch Straßenverkehr, einen landwirtschaftlichen Großbetrieb, eine Kläranlage, Hochspannungsleitungen und durch Verkehrslärm geprägt.
Die Brücke wird nach den aktuellen Planungen etwa 25 bis 30 Meter über dem Fluss liegen, und nicht 75 Meter darüber, wie es Entwürfe von „Schüßler Plan“ vorsahen.
Bilden Sie sich selbst ein Urteil darüber, ob eine internationale Fernstrecke der Eisenbahn diesen Eingriff rechtfertigt.
Trassen und Lage
Skizze entsprechend Segmentvergleich Variante S 4.1.
Die derzeitigen Trassenvorschläge 1 bis 8, 10 und 11 sehen eine Querung der Weser zwischen Bad Oeynhausen und Vlotho vor. Die Trasse – je nach Variante mit geringen Unterschieden – würde die Weser und die Bundesstraße 514 zwischen dem Gut Deesberg und der Kläranlage Vlotho queren. Die am besten bewertete Details-Variante S 4.1. würde etwa über der Unterführung der B 514 unter der Bahnlinie Vlotho – Löhne liegen.
Akustik
Akustisch ist der Raum durch die vorgenannten Straßen dominiert. Der kartierte Lärmpegel im Wesertal liegt zwischen 50 dB und 55 dB und steigt im Bereich der B 514 auf über 70 dB an (2). Ein Vergleich mit anderen Abschnitten des Wesertals zeigt auf, dass dieser Abschnitt des Wesertals bereits einer erheblich erhöhten allgemeinen Lärmbelastung ausgesetzt ist, die nicht einer einzelnen Lärmquelle zugeordnet werden kann. Dabei spielen auch die Einwirkungen von der nur 2,5 km entfernte Brücke der Autobahn A 2 über die Weser eine Rolle, deren Lärm sich hierher ohne Schutz ausbreiten kann.
Die Bundesstraße 514 markiert den Rand des Talbodens am südwestlichen Steilhang. Als Verlängerung der Autobahn 30 nimmt sie den gesamten überörtlichen Verkehr durch das Wesertal in Richtung Hameln auf (über 8.000 Fahrzeuge / Tag (1)). Für die Erzeugung des Lärms ist hier maßgeblich, dass der Ausbauzustand die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h und mehr zulässt.
Über B 514 liegt die Bahnlinie Löhne – Hameln (ca. 32 Regionalzüge je Tag, zurzeit Dieseltriebwagen Lint 41).
Die Landstraße 178 führt zur Autobahn-Ausfahrt Porta der A 2 und weiter in Richtung Minden und dient damit in erheblichem Umfang dem überörtlichen Verkehr (über 5.000 Fahrzeuge je Tag (1)) und steigt dabei kurvig am Hang auf, sodass der bergwärts fahrende Verkehr hinsichtlich der Geräusche dominiert.
Akustisch ist die Landschaft durch Verkehrslärm geprägt. Dabei erzeugt die Bundesstraße 514 ) der wichtigsten Teil des Lärmteppichs. Die Bahnlinie Hameln – Löhne, die parallel liegt, ist demgegenüber nicht wahrnehmbar. Unter entsprechender Windrichtung wirkt auch die Autobahn A 2 von der Weserbrücke her ein, von der anderen Seite die Weserbrücke der L 178, auf der sich der örtliche und überörtliche Verkehr bündelt. Hier ist das Verkehrsaufkommen deutlich höher als für die L 178 angegebene Zahl und erreicht damit fast die Größe, die für die B 514 angegeben ist.
Bei der von der Weserbrücke der L 178 ausgehenden Lärmbelastung fällt besonders das knallende Geräusch auf, das bei der Überfahrt über die metallenen Abdeckungen der Deunungsfugen erzeugt wird, es ist weithin als ein „Plopp-Plppp“ hörbar, das jedes Fahrzeug erzeugt.
Eine erhebliche akustische Betroffenheit durch eine Brücke der Hochgeschwindigkeitsstrecke ist daher nur für den Bereich der Straßen Eichkamp, Am Sichtepöhl, Zu den Höfen und im nördlichen Teil des Höfenweg zu erwarten. Der südliche Teil des Höfenweg ist durch größere Gewerbebetriebe geprägt.
Der Kernort von Vlotho wird durch den Schall nicht erreicht, da er „hinter dem Berg“ liegt – hier dominiert sehr stark die Geräuschkulisse der B 514 und der L 178.
Verkehrsaufkommen Fahrzeuge je Tag.
Quellen:
(1) Verkehrsbelastung 2021, Straßen NRW (PDF)
(2) Umgebungslärmkartierung NRW
Die Stadt Vlotho hat einen Lärmaktionsplan aufgestellt, aus dem sich weitere Informationen zur Frage der Lärmbelastung beantworten lassen.
Die Auswirkungen einer Schnellfahrstrecke lassen sich anhand von Daten des Eisenbahnbundesamts abschätzen.
Landschaftsbild, Zerschneidung
Die vorgesehene Trasse würde diese Tallandschaft von Nordost nach Südwest queren.
Die Tallandschaft ist geprägt durch eine sehr breiten, fast ebenen Talboden, von deren Rand Hänge aufsteigen. An der Südwestseite ist es ein Steilhang (Pralllhang), der den Weserstrom ablenkt und bis auf etwa 200 Meter ü.d.M. aufsteigt. An der gegenüberliegenden Seite ist der Hang flacher und steigt bis etwa 140 Meter auf. Der Talboden ist vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die Kläranlage Vlotho, eine alte Ziegelei, ein ehemaliger Herrensitz mit Wirtschaftsgebäuden und Gewerbebetriebe und ehemalige Kiesgruben, jetzt geflutet, in Uffeln zeigen aber eine durchaus gemischte Nutzung: Es ist keine Idylle oder unberührte Landschaft.
Höhe der Brücke
Die Auswertung der derzeit veröffentlichten Unterlagen ergibt die Lage der Portale wie oben in der Skizze dargestellt. Damit liegt die Trasse relativ tief in einer Höhe von etwa 70 bis 75 m ü.d.M. und damit
etwa 20 Meter über dem Talboden und 25 Meter über dem Spiegel der Weser. Damit wäre sie nur wenig höher als die Weserbrücke in Vlotho selbst. Limitierende Faktoren sind dabei die Höhenlage der Bahnlinie Löhne – Hameln, die in geringer Höhe überquert werden kann, und der Höhe des Oberflächenabschnitts nördlich von Exter. Zwischen beiden Punkten ist die Steigung von 8 Promille einzuhalten, was problemlos möglich ist.
Frühere Vorstellungen, etwa die von Schüßler Plan, ergaben eine viel höhere Lage. Nach Schüßler Plan hätte das nördliche Portal oberhalb der Landstraße L 178 liegen sollen und damit auf etwa 110 m ü.d.M. Danach wäre die Brücke zum südlichen Hang bei mehr als 120 m. ü.d.M. angestiegen. Diese Idee ist nicht mehr aktuell.
Es entspricht neuerer Praxis, tiefere Talbrücken und längere Tunnel einzuplanen.
Brückenkonstruktion
Da die Trasse zwischen zwei Tunneln verläuft und die Tunnel einen Abstand von 25 Meter (Gleismitte) wahren müssen, müssen zwei Brücken mit einem lichten Abstand von etwa 15 Meter gebaut werden, die Breite der Brücke beträgt etwa 9 Meter.
Eine Aussage über die Art der Konstruktion ist im derzeitigen Stadium der Planung nicht möglich.
Aufgrund der geringeren Höhe sind auch größere Stützweiten möglich. Die Querung der Weser selbst dürfte ohne Stütze im Flussbett möglich sein.
Die zwei Einzelbrücken fallen aber wesentlich schmaler aus als Straßenbrücken und bisherige Eisenbahnbrücken.
Vergleichbare Brücken
Vergleichbare Eisenbahnbrücken neuer Bauart sind auf den Schnellfahrstrecken in Deutschland nicht vorhanden.
Hinsichtlich Höhe und Länge kommt ein Vergleich mit der Scherkondetalbruüke der Schnellfahrstrecke Erfurt – Halle/Leipzig in Betracht. Diese Brücke wirkt aber in der Landschaft massiver, da sie nicht vom Gelände überragt wird. Die Konstruktion ist aber nicht geeignet, die Weser ohne Stütze im Flussbett zu überqueren. Hier wird man auf andere Konstruktionsformen zurückgreifen.
Die Filstalbrücke ist nicht vergleichbar. Diese hat eine Höhe von 75 Metern über dem Talgrund. Anhand dieses Beispiels wird man sich nur den Übergang vom Tunnel auf die Brücke am südwestlichen Steilhang vorstellen können.
Verknüpfung mit der Bahnlinie Löhne – Hameln
Diese Verknüpfung ist für die Fahrtrichtung Hannover – Löhne möglich, siehe hier.